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Schülerinnen und Schüler zeigen Daumen hoch

Geschichte

Die Entwicklung der LVR-Max-Ernst-Schule Euskirchen, Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation reicht bis ins Jahr 1900 zurück. Damals übernahm der Provinzialverband der Rheinlande, Vorgänger des Landschaftsverbandes Rheinland, die Einrichtungen des Taubstummenvereins zur Hilfe für Hörgeschädigte. Der Provinzialverband errichtete um 1912 einen großzügigen Neubau, weil man erkannt hatte, dass schwachbegabte und/oder körperlich behinderte „Taubstumme" besonders intensiver Förderung bedürfen. 1912 wurde die Gehörlosenschule gegründet und zwei Jahre später (1914) der Schulbetrieb aufgenommen.

Gleichzeitig entstand auf dem Gelände der Schule ein Wohn- und Pflegeheim des „Kölner Vereins zur Förderung des Taubstummenunterrichts und des Wohles der entlassenen Zöglinge".

Die Schule begann mit 120 „Zöglingen" den Unterricht, ins Heim zogen 50 „Pfleglinge" ein.

Im ersten Weltkrieg diente das Schulgebäude lange Zeit als Militärlazarett, nur der Westflügel wurde weiterhin für den Unterricht genutzt. Die anderen Schulklassen wurden ausgelagert.

Zwischen 1919 und 1941 konnte sich die pädagogische Arbeit weiterentwickeln, den Schwerpunkt bildete die lautsprachliche Erziehung. In den letzten Kriegsjahren nutzte die Wehrmacht den Bau, danach diente es Flüchtlingen als Durchgangsquartier.

Inzwischen hatten sich die Einstellungen zu Menschen mit Behinderung gewandelt. Die damalige Raumsituation für Betreuung und Versorgung in der Euskirchener Taubstummenanstalt – 120 Schüleinnen und Schüler lebten in vier Internatsgruppen mit je 30 Plätzen; sie waren untergebracht in Schlafsälen mit je 30 Betten und Schemeln – galt als nicht mehr zumutbar. Renovierungen begannen; nachdem der Landschaftsverband Rheinland 1954 Schulträger geworden war, unterstützte er die bauliche Neugestaltung. Die Schule bekam ein Lehrschwimmbecken und eine Turnhalle. In den 60er Jahren wurden sechs Internatsgruppen im Bungalowstil neu erbaut.

Die Einrichtung entwickelte sich zum „Mekka" zukünftiger Taubstummenlehrerinnen und -lehrer im deutschsprachigen Raum. 70 angehende Lehrerinnen und Lehrer, die an der Universität Bonn studierten, wurden an der Euskirchener Gehörlosenschule bis 1958 praktisch ausgebildet.

Neue pädagogische Erkenntnisse über die entscheidenden frühkindlichen Lernphasen des Kindes mit Behinderung vom Säuglings- bis zum Schulalter führten zur Frühförderung als schulische Aufgabe. In Euskirchen wurde ab den 60er Jahren die Hausfrüherziehung für Babys und Kleinkinder angeboten.

Ende der 60er Jahre spezialisierte sich die Schule auf Gehörlose und Schwerhörige mit einer Mehrfachbehinderung, die aus dem ganzen Rheinland nach Euskirchen kamen. Neben den drei Schulstufen der Unter-, Mittel- und Oberstufe gab es bereits eine Werkstufe, um Schülerinnen und Schüler, die keinen Schulabschluss erreichen, auf berufliche Tätigkeiten vorzubereiten.